Das organisierte Singapur und gemischte Gefühle auf Bali
Uluwatu, Bali | April 2023 | Autorin: Andrea
Die letzten eineinhalb Wochen hatten es in sich. Wir sind von Palawan über Manila nach Singapur gereist und von dort weiter nach Bali. Hier auf Bali erwartete uns dann die herausforderndste Woche unserer bisherigen Reise. Doch beginnen wir in Singapur: Die Philippinen verlassen wir in der vordersten Reihe des Cebu Pacific Flugs von Manila nach Singapur. Aus der Vogelperspektive sehen wir Coron, El Nido und den Nacpan Beach unter uns vorbeiziehen – was für schöne Erlebnisse wir hier doch hatten! Unsere vielen kleinen Peso-Münzen investieren wir im Flugzeug in ein Sprite in Nostalgie an unsere Rum Sprite Drinks auf der Bootstour. Wir landen noch vor Anbruch der Dunkelheit in Singapur. Die Stadt heisst uns direkt mit ihrer Effizienz, Sauberkeit und Organisiertheit willkommen: Nur 20 Minuten vergehen vom Flugzeugsitz bis zum Taxi – inklusive Passkontrolle und Gepäckabholung, wow! Das Taxi bringt uns ins Zentrum. Im arabischen Viertel, inmitten riesiger Wolkenkratzer, liegt unsere Bleibe für zwei Nächte: eine knapp vier Quadratmeter grosse Sardinendose in einem Kapselhotel. Wir bezahlen 50 Franken pro Person und Nacht – Singapur ist teuer! Mägi, eine gute Freundin von mir aus der Schweiz, führt uns an diesem Abend in einen der berühmten „Hawker“, eine Art Street Food Market, aus - das Essen schmeckt super. Wir fahren MRT (U-Bahn) und sind ganz fasziniert, dass sich das Ticket einfach lösen lässt, indem die Kreditkarte beim Eingang hingehalten wird. Zudem wird noch bevor die MRT einfährt, angezeigt, in welchem Wagen es am meisten Platz hat. Alles ist sauber, komplett durchgedacht und effizient. Überall hängen Überwachungskameras. So fühlt man sich auch in der Nacht, als wir am Hafen entlang spazierend die bekannten Sehenswürdigkeiten (Marina Bay Sands und unglaublich viele hohe Gebäude) betrachten, sehr sicher.
Am nächsten Tag erkunden wir Singapur auf eigene Faust. Es ist jedoch so heiss, dass wir unseren müden Beinen immer wieder eine Pause gönnen. Wir sehen „Gardens by the Bay“ (die hängenden Gärten), spazieren durch China Town und landen schliesslich im Maxwell Food Centre. Dort soll ein bestimmter Foodstand sogar mit Michelin Sternen ausgezeichnet worden sein. Wir haben Glück und ergattern uns in wenigen Minuten (man könne gut und gerne auch mehrere Stunden Schlange stehen, wie wir erfahren haben) eines der berühmten „Tian Tian Hainanese Chicken Rice“ Gerichte. Auf den ersten Blick nichts Spektakuläres – doch das pochierte Poulet schmeckt unglaublich gut. Gestärkt schlendern wir am Nachmittag durch das arabische Viertel, gönnen uns Baklava und enden schliesslich beim indischen Viertel. Diese kleinen, von der jeweiligen Kultur geprägten Viertel faszinieren mich sehr. Sie stehen im starken Gegensatz zur bis in die Extreme organisierten Stadt, die immer und überall eine hohe Perfektion und Kontrolle anzustreben scheint. Singapur hat einen besonderen Reiz – dennoch vermissen wir vor allem die Natur. Und so freuen wir uns nun, am nächsten Tag nach Bali aufzubrechen. Tschüs Mägi, es war wunderbar, dich zu sehen – und danke für den tollen Einblick in „deine“ Stadt!
Ankunft in Bali: Unsere Geduld wird bereits auf dem Weg zur Unterkunft auf die Probe gestellt – wir stehen im Stau und kommen keinen Meter vorwärts. Irgendwann erreichen wir unser Hotel für die nächsten drei Nächte in Canggu. Von Canggu hatten wir schon viel gehört – vor allem, dass es nichts Sehenswertes sei. Wir überzeugen uns selbst und sind positiv überrascht. Klar, wir sind nicht allein – dafür entdecken wir viele coole Cafés und Restaurants, die einen mit gesunden Köstlichkeiten erwarten. Dominik gönnt sich einen Frisörbesuch und ich mir eine Pedicure. Mit meerblauen Nägeln lässt es sich unsere Bali-Reise wunderbar starten. Leider findet mein Körper, dass ich erstmal eine Pause brauche und verfrachtet mich für die nächsten Stunden ins Bett. Über Nacht bekomme ich Fieber und starke Kopfschmerzen. An die geplante Surfstunde ist am nächsten Tag nicht zu denken. Dominik gibt sich allein dem Surf-Abenteuer hin. Er findet es unglaublich toll – kommt aber doch auch sehr müde zurück. Immer noch fiebrig wechseln wir die Unterkunft und reisen nach Ubud, wo es dann auch Dominik mit sturmem Kopf ins Bett legt. Auch Ubud hat uns mit Verkehrschaos empfangen und wir sind froh, erstmal in unserer Unterkunft mit Pool und Blick auf Reisfelder entspannen zu können.
Ubud ist überfordernd. Sechs Jahre zuvor war Ubud mein letzter Stopp auf meiner damaligen Reise. Ich hatte die coolen Cafés, kleinen Läden und die Reisfelder geliebt. Nun ist gefühlt alles zigmal grösser geworden und das Zentrum erstickt fast an der Blechwelle, die sich nur langsam fortbewegt. Wir sind immer noch nicht ganz fit und sich in Ubud zu bewegen, stellt sich als energieraubende Herkulesaufgabe dar. Dazu kommt, dass wir mit kommunikativen Herausforderungen mit den lokalen Menschen zu kämpfen haben. Einerseits finden wir zufällig heraus, dass unsere geplante Visa-Verlängerung in der dritten April-Woche aufgrund von Feiertagen bei den Behörden nicht klappen wird. Unser Visa-Agent hatte vergessen, uns dies mitzuteilen. Auch unsere Anfrage für das Mietauto für die Nordbali-Rundreise wird kurzerhand vom Mietauto-Service storniert. Das Auto hatten sie anderweitig vergeben.
So bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Reisepläne über den Haufen zu werfen. Glücklicherweise haben wir nichts fix gebucht. All diese Zwischenfälle führen dazu, dass ich mich überhaupt nicht wohl fühle hier auf Bali. Vom magischen Bali-Vibe, den ich vor sechs Jahren wahrgenommen hatte, ist nicht viel übrig. Im Vergleich zu den Philippinen ist Bali einiges anstrengender und komplizierter zu bereisen. Man könnte meine momentane Gefühlslage auch als Reisemüdigkeit bezeichnen. Wir sind nun genau in der Hälfte unserer Reise. Aus all den Ferienlagern kenne ich das Tief in der Mitte gut. Gut möglich, dass es mich nun auch hier erwischt hat.
Wir lenken uns mit einem Balinesischen Kochkurs vom Chaos im Kopf und Herz ab. In drei Stunden zaubern wir unter kundiger Anleitung von Ketut ein mehrgängiges Menü mit unzähligen Gewürzen und unglaublich leckeren Geschmäckern. Danach sind wir pappsatt – aber es war einfach zu gut. Ubud lädt zudem ein, in einem traditionellen Spa zu entspannen. Die Balinesische Massage tut so gut, dass wir uns gleich für eine zweite Massage ein paar Tage später einschreiben. Und natürlich darf auch Yoga nicht fehlen: Im wunderschönen Shiva Yoga Shala im Alchemy Yoga & Meditation Center erlebe ich eine Vinyasa Yogaklasse, die mich umhaut. Lange hatte ich nicht mehr eine so gute Yogastunde. Nach den kranken Tagen fühle ich mich wie neu geboren.
Für die nächsten zwei Tage entscheiden wir uns, uns und unsere müden Reisegeister in Manggis, etwas weiter östlich von Ubud, in einem Hotel mit Blick ins Grüne etwas zur Ruhe kommen zu lassen. Wir sind gespannt, was Bali weiter für uns bereithält. Wir wissen nun, dass wir weiter das Unerwartete erwarten dürfen. 😉