EINE SMOOTHIE BOWL MIT TIEFGRÜNDIGEN EINSICHTEN
Siargao, Philippinen | März 2023 | Autorin: Andrea
Ich wusste, dass diese Reise mich herausfordern würde. Dass es Momente geben würde, die triggern, aufwühlen und alles in Frage stellen. So heute Morgen: Wir sitzen in einem unserer Lieblingscafés, direkt am Strand. Das Meer ist zu dieser Tageszeit weit draussen. Ein paar Palmen rahmen das Bild des offenen, wilden Pazifiks mit dem Hauptfokus des vom Typhoon Odette im Dezember 2021 zerstörten Cloud 9-Stegs. Trotz des vom Sturm gezeichneten Anblicks hat die Szenerie etwas Beruhigendes und die Weite des Horizonts etwas Magisches. Zum Frühstück haben wir eine der leckersten Smoothie Bowls und einen Flat White bestellt. Soul Food und das direkt am Meer – ein «Happy Place» , da sind wir uns einig.
Immer wieder kommen Menschen, die Schmuck verkaufen möchten vorbei. Auch Hunde passieren das Café. Alles soweit ganz normal. Und dann taucht dieser eine Hund vor unserem Tisch auf, der etwas in mir bewegt. Der kleine, hellbeige Hund humpelt, ist stark abgemagert und gezeichnet von Krankheiten. Es kratzt und beisst ihn wohl am ganzen Körper. Seine Augen schauen uns mit dem typischen, traurigen Hundeblick an. Sein Anblick zerreisst mir fast das Herz. Die Paradoxie dieser Situation schnürt mir den Hals zu: Einerseits unsere privilegierte Situation, reisen zu können und uns (fast) alles, was wir uns wünschen, leisten zu können. Und auf der anderen Seite diese Insel, die massiv grössere Probleme hat, als sich um kranke Strassenhunde zu kümmern. Dieser Weltschmerz, der so plötzlich auftaucht, treibt mir die Tränen in die Augen. Es ist einfach etwas komplett anderes, Bilder im Fernsehen zu sehen oder Berichte zu lesen, als wenn einem diese Armut und Benachteiligung direkt vor Augen geführt wird. Gefühle von Hilflosigkeit, Traurigkeit und auch Wut über die Ungerechtigkeit auf unserem Planeten sind plötzlich da. Ich versuche sie alle zuzulassen. Es ist okay. Das starke Bedürfnis, etwas für benachteiligte Tiere zu tun, macht sich in mir breit.
Dieser kleine Hund kommt immer wieder an unserem Tisch vorbei und legt sich dann auch noch unter unseren Tisch. Als würde er spüren, dass sich in mir etwas bewegt. Ich habe den Hund fotografiert und zeige das Foto unten – im Bewusstsein, dass dieser Anblick auch andere triggern kann. Irgendwie möchte ich mit diesen Zeilen einfach darauf aufmerksam machen, wie gut wir es doch haben. Uns allen fällt keinen Zacken aus der Krone, wenn wir andere Lebewesen, die nicht dieselbe Ausgangslage wie wir Schweizer*innen haben, unterstützen.
Meine Tierliebe war schon immer gross. Mal sehen, was sich durch dieses tiefgreifende Erlebnis nun entwickeln darf.