Über das Zeitgefühl nach einem Monat Reisen und warum es mir schwerfiel, zu denken
Manila, Philippinen | März 2023 | Autorin: Andrea
Wie schnell kann ein Monat rum sein! Das Zeitgefühl beim Reisen unterscheidet sich stark von zuhause. Oftmals ertappe ich mich, dass ich nicht weiss, welcher Wochentag oder welche Uhrzeit es gerade ist – bekannte „Probleme“ im Urlaub. Doch seit wir vor genau vier Wochen von Zürich nach Manila geflogen sind, kann mein Gehirn oftmals gar nicht einordnen, was gerade passiert. Drei Monate Reisen und einfach nicht arbeiten zu müssen, fühlten sich zu Beginn surreal an. Auf der Insel Siargao haben wir uns so auch Zeit gelassen, erstmal anzukommen und es uns mit leckeren Smoothie Bowls, guten Gesprächen und Pool-Zeit gut gehen lassen. Das ist es genau, was wir am langsamen Reisen so schätzen – Zeit zu haben. Zeit, die neue Umgebung, die neue Kultur, ungewohnte Gerüche und Geräusche (oder vor allem Lärm) auf uns wirken zu lassen. Siargao hat es uns mit seinem Surfing Vibe leicht gemacht. Wir wurden mit unglaublich viel Freundlichkeit empfangen.
Die Bootstour von Coron nach El Nido hat mich in der zweiten Hälfte unserer Philippinen-Reise dann komplett ins Jetzt katapultiert. Drei Tage ohne Empfang habe ich noch nie so sehr genossen. Wir schipperten entlang einsamer Traum-Strände, die an die kitschigsten Desktop-Hintergrundbilder erinnerten. Das Gefühl auf diesem Boot war pure Freiheit, den Blick über die Wellen gleiten zu lassen wie eine Meditation. Kein einziges Mal hatte ich das Bedürfnis, durch Instagram zu scrollen, Musik zu hören oder auch nur ein Buch zu lesen. Die beste Unterhaltung zog an uns vorbei – mit Meeresbrise im Haar und Salzgeschmack auf den Lippen. Und klar, wir hatten das Glück, diese Inseltour mit tollen Leuten zu teilen. Lange habe ich nicht mehr so viel gelacht.
Vor allem in der Zeit auf Palawan – vor, während und nach der Bootstour – hatte ich das Gefühl, mein Gehirn funktioniert langsamer als sonst. Es fiel mir schwer, zu denken. Man könnte diese Tatsache auch gut und gerne der Hitze zuschieben. Immerhin schmolzen wir bei mindestens 30 Grad im Schatten buchstäblich dahin. Eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Dominik, dass ich gewisse Dinge nicht auf dem Schirm hätte und nicht mitdenken würde, bestätigten meine eingeschränkte Denkfähigkeit (sorry Dominik 😉). Diese Tatsache verwirrte mich – verblöde ich nun langsam? Irgendwann nach der Bootstour – wir genossen die Tage am Strand in Nacpan bei El Nido – fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich war so krass im Jetzt, lebte den Moment so stark, dass ich nicht fähig war, an das Morgen zu denken. Dieser Gedanke liess mich sprachlos zurück, ist es doch eigentlich das Allerschönste, so im Moment „gefangen“ zu sein, dass alle Sorgen, Ängste und Gedanken verschwimmen. Klar, dies ist nicht 24/7 möglich und wohl auch nicht gut, denn es braucht auch vorausschauende Planung (gerade beim Reisen, denn da gehen richtig viele Stunden mit Planung drauf, man würde es nicht denken 😉). Und dennoch möchte ich auf unserer Reise (und darüber hinaus) noch bewusster versuchen, den Moment wahrzunehmen und all die Fülle, die da ist, ganz bewusst zu spüren. Die Augen kurz schliessen. Einatmen, ausatmen. Entspannen und lächeln.